70 Jahre Fikentscher Weg

 

70 Jahre Otto-Fikentscher-Weg

Mit Jubiläumswanderung wieder aufs Schild gehoben

 

Es ist ganz toll, dass du dich um die Anbringung des neuen Schildes gekümmert hast!“ Harald Schwer von den Grötzinger Heimatfreunden ist voll des Lobes für den NaturFreund Volker Ebendt. Dieser hatte mit Udo Nowotny und Lothar Zechiel eine Jubiläumswanderung auf dem beliebten, abwechslungsreichen und geschichtsträchtigen Otto-Fikentscher-Weg geplant und dann mit interessanten Hinweisen geführt.

 

Heimatkunde, Kunstgeschichte und Naturbeobachtung kamen auf der Tour gleichberechtigt zum Zug. Ein Höhepunkt gleich zu Beginn des Weges in Jöhlingen: der Speyerer Hof, eine vollständig erhaltene Fränkische Hofanlage aus dem Jahre 1577. Er war um 1700 Eigenbesitz des Speyerer Amtmanns, später Wirtshaus und Sparkasse. 1983 bis 1987, nach zeitweise drohendem Abriss, wurde er von der Gemeinde in originaler Art restauriert. Der „Landgraben“ und ein dreiseitiger Grenzstein erinnern noch heute an das politische Kleinklein vergangener Jahrhunderte.

Zwischendurch öffnet sich eine fantastische Fernsicht bis in den Pfälzer Wald, der Herbst bietet den Wandersleuten eine Fülle zu sammelnder Nüsse und am Ziel beim Grötzinger Naturfreundehaus erwartete nach drei Stunden und bei herrlichem Wetter die Wanderer schließlich ein Imbiss und der einzigartige Blick auf den Nordschwarzwald. Und natürlich der eigentliche Hintergrund der Wanderung: die Enthüllung des neuen Schildes für den Otto-Fikentscher-Weg an seinem Einstieg dort.

 

Otto Fikentscher war der Grötzinger Künstler, welcher sich am meisten um Dorf- und Gemeindeleben kümmerte, sagt Harald Schwer. Ein geschickter Erzähler seiner Natur und Jagderlebnisse, Tier- und Naturmaler sei er gewesen. 1891 hatte er das Grötzinger Schloss gekauft und damit den ersten Anstoß zur Bildung der Künstlerkolonie am Ort an der Pfinz gegeben. Ein äußerst erfreuliches Erlebnis aus neuer Zeit in Sachen Fikentscher schilderte Schwer vor dem stolzen neuen Schild. 2016 hatten sich Enkelinnen von Otto und Jenny Fikentscher auf Spurensuche an die Pfinz begeben, Heidi aus Irland und Friederike aus Australien. Die Heimatfreunde führten ihnen das Schloss und das Atelierhaus vor, in dem heute der Grötzinger Künstler Horst Leyendecker arbeitet und mit seiner Familie wohnt.

Nahezu unverändert ist im Haus Leyendecker die Welt Otto und Jenny Fikentschers eindrucksvoll erhalten und wird liebevoll gepflegt, obwohl das Schloss von seinen jetzigen Eigentümern rabiate Veränderungen erfahren muss. Seit der kleinen Führung im Jahr 2016 können die Grötzinger Heimatfreunde zwei zusätzliche Mitglieder benennen. Eines in Irland, das andere in Australien.

 Mit der herrlichen Anekdote vom unbekannten Papagei schloss die kleine Versammlung zur Enthüllung am 70. Jahrestag nach der Wanderung. 

Otto Fikentscher hatte nämlich das WC seiner Familie mit einem Papagei verziert. Das wurde zum familieninternen Synonym für Toilette. Waren seine Kinder mal auswärts und verlangten aus Erleichterungsgründen nach dem Weg zum stillen Örtchen „Papagei“, erhielten sie die erstaunte Antwort: „Wir haben keinen!“. Mit Entsetzen entflohen sie daraufhin diesem unwirtlichen Ort, an dem man nicht müssen können durfte.